Digitalisierter Holzbau – Bibliotheks- und Seminarzentrum BOKU Wien
13. Oktober 2020
Für die BOKU Universität für Bodenkultur in Wien-Döbling wurde ein neues Bibliotheks- und Seminarzentrum in Holzbauweise errichtet. Das Gebäude erweitert den bestehenden BOKU Campus auf einer Nutzfläche von rund 3000 m² und bietet Platz für ein Seminarzentrum, eine Bibliothek, Institutsräume, Pool- und Userräume. Das offen gehaltene Eingangsgeschoss und der angehobene Platz werden zur kommunikativen Schnittstelle für Studierende und Lehrende aus den benachbarten Bestandsgebäuden und dem Neubau. Neben den atmosphärischen Qualitäten des Baustoffs Holz trägt der hohe Tageslichtanteil zu einer freundlichen Lern- und Arbeitsumgebung bei.
Das Erscheinungsbild des Baus ist geprägt von der Holzkonstruktion, die Fassadenoberflächen bleiben unbehandelt. Die Rasterung der Fassade wird im Inneren der Eingangsebene und der Bibliothek in der Deckenkonstruktion fortgeführt und verleiht dem Haus dadurch seinen unverwechselbaren Charakter. Die Tragstruktur wird zum Gestaltungselement, über raumhohe Verglasungen wird ein Dialog zwischen Innenraum und Umgebung hergestellt. Durch das Öffnen einzelner Glaselemente kann je nach Jahreszeit die Terrasse als Marktplatz oder Treffpunkt für Studierende genutzt werden. Der viergeschossige Holzbau wurde aus vorgefertigten Brettschichtholzelementen konstruiert, der erdberührte Sockel und Stiegenhaus (Brandschutz) sind in Stahlbeton ausgeführt.
Räume, die eine hohe Personenzahl unterbringen, sind in den zwei unteren Geschossen, in den beiden obersten Geschossen befinden sich die Institutsräume, die über je einen Besprechungsraum und eine Teeküche verfügen. Im Eingangsgeschoss sind auch die zwei größten Seminarräume positioniert, die zusammengelegt werden können und gemeinsam mit dem Foyer die optimale Infrastruktur für größere Veranstaltungen ermöglichen. Die Lernplätze in der Bibliothek orientieren sich wie die darunter liegenden Seminarräume nach Nordosten, hin zum Grünraum mit wertvollem Baumbestand.
Modernste, digitale Technologien kamen bei der Planung und dem Bau zum Einsatz. So wurde bei der Planung auf ein integrales BIM-Modell gesetzt, auf das auch in der Fertigung der einzelnen Holzbauteile zurückgegriffen wurde. Um die momentane Qualität der Bauteile zu prüfen, liefert ein begleitendes Monitoring der Holzbauteile vom Werk bis zur Fertigstellung laufend Daten darüber. In die gefertigten Holzbauteile wurden von Stora Enso Wood Products digitale Sensoren eingesetzt, die während des Transports und während der Bauphase Informationen über die aktuellen Temperaturen und die Feuchtigkeitswerte übermitteln. Diese Daten wertet das „Track & Trace Tool“, die von den sogenannten Wiiste-Sensoren erfasst werden, aus. Dadurch werden wichtige Informationen über Transport, Lagerung und Verarbeitung der Holzelemente, die auch später für das Facility Management relevant sein können, weitergeleitet.
Das Haus wurde für sein Engagement im Klimaschutz ausgezeichnet – mit 965 von 1000 möglichen Punkten gemäß klimaaktive Gebäudestandard entspricht es damit dem österreichischen Qualitätszeichen klimaaktiv Gold. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde neben der Holzbauweise vor allem die Kompaktheit des Baukörpers hinsichtlich Energieeffizienz berücksichtigt.
ZAHLEN, DATEN, FAKTEN:
Wettbewerb: 1. Platz, 2017
Baubeginn: April 2019
Fertigstellung: Juli 2020
Nutzfläche: Rund 3.000 m²
BAUHERR
Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H
Trabrennstraße 2c, 1020 Wien
NUTZER
Universität für Bodenkultur Wien
Georg-Mendel-Straße 33, 1180 Wien
ARCHITEKTUR + GENERALPLANER
ARGE DELTA SWAP Architekten